
Digitale Angriffsflächen im Auto: BSI warnt vor der neuen Realität im Straßenverkehr
Kurzüberblick:
- Akute Bedrohungslage: Infotainment-Systeme, Fahrzeugdaten und Ladeinfrastruktur sind primäre Angriffsziele. Aktive Ausnutzung von Schwachstellen ist real, nicht nur theoretisch.
- Regulierungsdruck steigt: UNECE R 155 und NIS 2 erzwingen proaktives Risikomanagement. Nichteinhaltung wird zu massiven finanziellen und operativen Risiken führen.
- Lieferketten als Schwachpunkt: Die globale Vernetzung macht Supply Chains zu kritischen Angriffsvektoren. Ohne SBOM und TISAX drohen unerkannte Schwachstellen.
- KI als zweischneidiges Schwert: Autonome Systeme bieten enorme Chancen, bergen aber neue, komplexe Angriffsflächen, die traditionelle Sicherheit überfordern.
- Handeln Sie jetzt: Proaktive Strategien, interne und externe Kooperation sowie der Aufbau digitaler Resilienz sind keine Option, sondern existenzielle Notwendigkeit.
Warum Cybersicherheit im Automobilsektor zur strategischen Priorität wird
Die fortschreitende Digitalisierung des Straßenverkehrs – von vernetzten Infotainment-Systemen bis hin zu autonomen Fahrfunktionen – schafft beispiellose Möglichkeiten, birgt aber auch eine exponentiell wachsende Angriffsfläche. Entscheidungsträger stehen vor der Herausforderung, diese Innovationen nicht nur zu nutzen, sondern auch vor potenziell katastrophalen Cyberangriffen zu schützen, die den ROI gefährden, Kosten explodieren lassen und den Ruf unwiderruflich schädigen können. Cybersicherheit sollte im Straßenverkehr nicht als IT-Problem, sondern als strategisches Unternehmensrisiko betrachtet werden.
Basierend auf aktuellen Analysen des BSI und tiefgehenden Branchenerfahrungen beleuchten wir in diesem Artikel die strategische Dringlichkeit und zeigen auf, warum Cybersicherheit im Automobilsektor 2025 nicht nur eine technische Anforderung ist, sondern ein entscheidender Faktor für Wettbewerbsfähigkeit, Marktzugang und langfristigen Unternehmenserfolg.
Sie erhalten konkrete Einblicke in die aktuellen Bedrohungsszenarien, die regulatorischen Anforderungen und die strategischen Implikationen für Ihr Unternehmen.
Infotainment & Fahrzeugdaten: Das offene Tor zum Angriff
Die scheinbar harmlosen Infotainment-Systeme in modernen Fahrzeugen sind eine bevorzugte Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Laut BSI-Analyse wurden zwischen Februar 2024 und März 2025 zahlreiche Schwachstellen gemeldet, wobei physischer Zugriff (Bluetooth, WLAN) der häufigste Angriffsvektor war, siehe Abbildung 1.

Abbildung 1: Klassifizierung nach beschriebenem Zugriffsweg aus der Analyse von Schwachstellenmeldungen mit Bezug zu Fahrzeugen aus öffentlichen Quellen, Quelle: BSI, Zeitraum: Februar 2024 – März 2025 (Meldungen, bei denen keine Klassifizierung möglich war oder die sich auf einen schon bekannten Vorgang beziehen, wurden nicht gezählt.)

Angreifer können über präparierte Bilddateien oder Schwächen in Kommunikationsprotokollen Schadcode einschleusen. Die Konsequenzen sind gravierend:
- Echtzeit-Verfolgung von Fahrzeugpositionen
- Abhören von Gesprächen im Fahrzeug
- Manipulation von Fahrfunktionen (Türen öffnen, Scheibenwischer betätigen, Eingriffe in die Lenkung)
Diese Angriffe bedrohen nicht nur die Sicherheit der Insassen, sondern auch die Markenreputation und das Vertrauen der Kunden. Ein einziger öffentlichkeitswirksamer Vorfall kann jahrelange Entwicklungsarbeit und Investitionen zunichtemachen.
Das unterschätzte Sicherheitsrisiko
Viele Unternehmen unterschätzen die Gefahr, die von "Nicht-Sicherheits"-Systemen wie Infotainment ausgeht. Der Fokus liegt oft auf der direkten Fahrsicherheit, während diese Schnittstellen als weniger kritisch wahrgenommen werden – ein Trugschluss, der teuer werden kann.
Der blinde Fleck der Lieferkette: Wenn Zulieferer Ihr größtes Risiko sind
Die globale Vernetzung der Automobil-Lieferketten ist ein Innovationsmotor, aber auch ein potenzielles Einfallstor für Cyberangriffe. Schadcode kann bereits vor dem Einbau in Zuliefererteile eingeschleust werden. Eine vollständige Software Bill of Material (SBOM) wird durch den Cyber Resilience Act (CRA) der EU immer wichtiger. Ohne diese Transparenz lassen sich spätere Schwachstellen kaum zuordnen oder beheben.
Warum interne Sicherheit nicht ausreicht
Eine rein interne Sicherheitsstrategie ist unzureichend. Die Abhängigkeit von externen Zulieferern bedeutet, dass deren Cybersicherheitsniveau direkt Ihr eigenes beeinflusst. Viele Unternehmen scheuen sich davor, tief in die Lieferketten ihrer Partner zu blicken, aus Angst vor Komplexität und Kosten. Doch die Kosten eines Lieferkettenangriffs übersteigen diese Bedenken bei weitem.
Autonomes Fahren & KI: Neue Chancen, neue Angriffsflächen

Der Vormarsch des autonomen Fahrens und der Einsatz Künstlicher Intelligenz transformieren die Mobilität. Doch diese Komplexität schafft auch neuartige Angriffsvektoren, wie beispielsweise manipulative Eingaben (Adversarial Attacks) auf KI- und Sensorsysteme, die autonome Fahrfunktionen fehlleiten können.
Das BSI hat im Projekt "AIMobilityAudit" einen Prozess zur Ableitung und Evaluation von Prüfkriterien für KI-Systeme entwickelt, um Cybersicherheitsrisiken frühzeitig zu identifizieren. Trotz umfangreicher Regularien (EU AI-Act, UNECE R 155) bestehen noch deutliche Lücken bei der Standardisierung und technischen Umsetzung prüfbarer Anforderungen
Investition in KI-Sicherheit als Wettbewerbsvorteil
Während die Effizienz- und Sicherheitsgewinne durch autonomes Fahren immens sind, können unzureichende Cybersicherheit Vorkommnisse verursachen, die den Marktzugang blockieren und zu immensen Haftungsrisiken führen. Die Investition in KI-spezifische Cybersicherheit ist eine Investition in die Skalierbarkeit und Sicherheit Ihrer autonomen Flotten.
Regulierung 2025: Nichteinhaltung ist keine Option mehr
Die regulatorische Landschaft wird immer dichter und erzwingt proaktives Handeln.
UNECE R 155: Cyber Security Management System wird Pflicht
- Die UNECE-Regelung Nr. 155 ist seit 2021 in Kraft und wird ab 2025 auch auf leichtere EU-Fahrzeugklassen ausgeweitet.
- Sie fordert ein umfassendes Cyber Security Management System
NIS-2-Richtlinie: Erweiterte Meldepflichten
- Die Umsetzung der NIS-2-Richtlinie ab Ende 2025 verpflichtet Betreiber kritischer Infrastrukturen und "Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen" zu weitreichenden Risikomanagement-Maßnahmen
- Meldepflichten bei erheblichen Sicherheitsvorfällen werden verschärft
- Konsequenzen bei Nichteinhaltung
Die Nichteinhaltung führt nicht nur zu empfindlichen Strafen, sondern kann auch den Marktzugang verwehren und die operative Lizenz Ihres Unternehmens gefährden. Die Implementierung dieser Vorgaben ist eine strategische Notwendigkeit zur Risikominimierung und zur Sicherung Ihrer Geschäftsfähigkeit.
Warum Cybersicherheit ein strategischer Wettbewerbsvorteil ist
Die Cybersicherheitslage im Straßenverkehr ist ein strategisches Geschäftsrisiko, das direkte Auswirkungen auf Profitabilität, Marktanteile und Markenwert hat. Investitionen in robuste Cybersicherheit sind nicht nur Kosten, sondern eine Investition in die Zukunftsfähigkeit und einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
ROI durch Security by Design
Die Integration von Security by Design und Security by Default über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg minimiert langfristig die Kosten für Sicherheitsvorfälle und Nachbesserungen. Eine proaktive Strategie reduziert das finanzielle Risiko erheblich und schützt vor unkalkulierbaren Ausgaben durch Compliance-Verstöße oder Cyberangriffe.
Marktführerschaft durch Vertrauen
Wer jetzt in umfassende Cybersicherheitsstrategien investiert, etabliert sich als Thought Leader und vertrauenswürdiger Partner. Wer zögert, riskiert, den Anschluss an die Spitze der Automobilinnovation zu verlieren und zum Ziel für Angreifer zu werden.
Cybersicherheit als integraler Geschäftsbestandteil
Die Komplexität und die Vernetzung moderner Fahrzeuge machen Cybersicherheit zu einer permanenten Aufgabe. Integrieren Sie Cybersicherheit als integralen Bestandteil Ihrer Geschäftsstrategie, von der Produktentwicklung über den Vertrieb bis zur Nutzung und Nachrüstung.
Ihre nächsten Schritte: Handlungsempfehlungen
- Audit Ihrer Lieferkette: Fordern Sie SBOMs und etablieren Sie Cybersecurity Supply Chain Risk Management -Prozesse
- KI-Sicherheitsbewertung: Überprüfen Sie Ihre autonomen Systeme auf KI-spezifische Angriffsvektoren
- Compliance-Check: Stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen UNECE R 155 und NIS 2 proaktiv erfüllt
Jetzt ist der Zeitpunkt, die digitale Resilienz Ihres Unternehmens im Straßenverkehr zu stärken. Gerne unterstützen wir Sie dabei, diese komplexen Herausforderungen in umsetzbare Strategien zu übersetzen und Ihre Zukunft im vernetzten Straßenverkehr sicher zu gestalten. Sprechen Sie uns an!